Nachdem ein wichtiger Förderantrag an den Bund zur Abdeckung einer Finanzierungslücke von 33% des Jahresbudgets (für das bestehende Minimalangebot) in der vergangenen Woche abgelehnt wurde, sieht sich das Team von Violetta Dannenberg gezwungen, die Beratungsstelle ab dem 28. Februar für 2 Wochen zu schließen um in einer Klausurtagung alternative Finanzierungsmöglichkeiten suchen, und entsprechende Projekt-Anträge schreiben zu können. Nach dem Ende des dreijährigen Bundesmodellprojektes „Wir vor Ort gegen sexuelle Gewalt zur Stärkung spezialisierter Fachberatung gegen sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend in ländlichen Regionen“ Ende letzten Jahres konnte Violetta zwar die Einrichtung zweier Teilzeitstellen ab 1.1.22 für eine Kinder- und Jugendberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt über Landes- und Kreismittel erreichen, die Basisförderung des Landes für alle anderen Arbeitsbereiche sowie die Overheadkosten wurde jedoch im selben Zuge für weitere fünf Jahre auf dem schon vorher zu niedrigen Stand von 2017 eingefroren. Auch die Weiterfinanzierung eines Landesmodellprojektes, mit dem gerade eine zentrale Koordinierungsstelle aller niedersächsischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen gegen Gewalt aufgebaut wurde hat der Landtag abgelehnt…
Von Februar bis Dezember 2019 hat auch eine Violetta-Mitarbeiterin als Vertreterin eben dieser niedersächsischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen als Expertin in der Kommission zur Prävention von sexuellem Mißbrauch an Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen mitgearbeitet. Diese interdisziplinär besetzte Kommission aus Institutionen und Einrichtungen von Justiz, Verwaltung, Gesundheitsbereich, Fachberatungsstellen, Betroffenenvertretung, Akteurinnen der Zivilgesellschaft haben im Auftrag des Landespräventionsrates einen Bilanzbericht erstellt mit konkreten Handlungsempfehlung an die politisch Verantwortlichen in Niedersachsen. Darin wird die Landesregierung aufgefordert, u.a. gerade für Beratungsstellen endlich der bestehenden Unterfinanzierung durch eine erhöhte angemessene Finanzierung entgegenzuwirken.
In Niedersachsen gibt es keine eigene Förderrichtlinie für spezialisierte Fachberatungs- und Präventionsstellen gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend, die sowohl mit erwachsenen als auch minderjährigen Betroffenen und deren Bezugspersonen arbeiten. (NRW hingegen hat grad genau diese Förderung verdoppelt!) Ein Teil der Violetta – Landesförderung kommt aus dem Fördertopf gegen alle Formen von Gewalt an Frauen und Mädchen, ein anderer aus dem Fördertopf gegen alle Formen von Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Einen weiteren Teil tragen Landkreis und Samtgemeinden. All diese Fördermittel sind sogenannte „freiwillige Leistungen“, d.h. sie unterliegen auf kommunaler Ebene einer Deckelung durch den sogenannten “Zukunftsvertrag“ (fragt, sich um wessen Zukunft es hier eigentlich geht).
Die Gesamtförderung durch Kommunen und Land reichte bei Violetta noch nie aus um das notwendige Basisangebot tatsächlich abzudecken.
Der Bedarf an Beratung für Menschen, die von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend betroffen sind oder waren und auch an Präventionsangeboten, ist enorm und steigt, verstärkt durch die Folgen der Pandemie, kontinuierlich weiter an – die öffentlichen Verlautbarungen über die Maßnahmen des Landes sind im Vorfeld des Wahlkampfs unüberhörbar, die Förderung hingegen stagniert bzw. wird faktisch gekürzt.
Die Situation für die spezialisierten Beratungsstellen und für die Betroffenen wird immer desolater!
Seit 29 Jahren musste Violetta zur Existenzabsicherung immer wieder zusätzliche Projektanträge entwickeln und gerät immer wieder in bedrohliche Finanzkrisen, die die Mitarbeiter*innen neben sehr viel Nerven auch sehr viel Zeit kosten. Diese Zeit kann nicht für die eigentliche Arbeit genutzt werden. Es gibt nach wie vor keine Finanzierung für eine Verwaltungskraft, da hierfür in Niedersachsen keine Förderung vorgesehen ist. Sämtliche Verwaltungsarbeiten müssen neben der inhaltlichen Arbeit von den Teammitgliedern geleistet werden.
Die Mitarbeiter*innen befürchten nun u.a., die Außenstelle in Clenze, die außerordentlich gut angenommen wird, wieder schließen – und einige weitere Angebote im Zuge einer eventuell notwendigen, weiteren Stundenreduzierung einschränken oder auch einstellen zu müssen, wenn keine zusätzliche Förderung eingeworben werden kann.
Alle Politiker/innen, Firmeninhaber/innen, Geschäftsleute und Privatpersonen, die die Möglichkeit haben, Violetta zu sponsern (z.B. die 3.600,- Jahresmiete für die Außenstelle in Clenze, die jährlichen Kosten für eine Verwaltungskraft oder andere nicht durch die öffentliche Förderung abgedeckte Ausgabenposten zu übernehmen), die der Beratungsstelle einmalig einen Geldbetrag spenden oder zahlendes Mitglied im Violetta-Förderverein werden könnten, sind aufgefordert, dies genau jetzt zu tun. Auch hilfreiche Tipps und praktische Unterstützung bei der Öffentlichkeits- und Fundraisingarbeit sind willkommen. Es wäre genau der richtige Zeitpunkt – bevor die Beratungsstelle ihre Angebote langfristig einschränken oder z.T. einstellen muss.
IBAN: DE66 2586 3489 1700 3970 00
Die Beitrittserklärung zum Förderverein finden Sie hier: Förderverein
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… weil guter Rat stark macht
… weil Prävention schon im Kindergarten wichtig ist
… weil sexueller Missbrauch kein Tabuthema sein darf
Auch die Elbe-Jeetzel-Zeitung berichtete am 21. Februar über unsere Situation: