Projekt

Organisierte und rituelle sexualisierte Gewalt

Seit Oktober 2022 wird Violetta e.V. von der Aktion Mensch gefördert für das Projekt “Frauen mit organisierter und/oder ritueller Gewalterfahrung – Beratung für Betroffene und Förderung von Fortbildung und Vernetzung im Hilfesystem”

In organisierten und/oder rituellen Gewaltstrukturen wird die systematische Anwendung schwerer sexualisierter Gewalt (in Verbindung mit körperlicher und psychischer Gewalt) an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch die Zusammenarbeit in Täternetzwerken ermöglicht. Sie ist häufig verbunden mit kommerzieller sexueller Ausbeutung (Zwangsprostitution, Handel mit Kindern, Kinder-/Gewaltpornografie).
Dient eine Ideologie zur Begründung der Gewalt, wird dies als rituelle Gewaltstruktur bezeichnet.

Einige Fälle organisierter sexualisierter Gewalt gegen Kinder wurden in den letzten Jahren zu Schlagzeilen – Lügde, Münster, Bergisch – Gladbach, … Selten jedoch geht es darum, welche Folgen diese Gewalt für die Kinder und ihr weiteres Leben bis ins Erwachsenenalter hinein hat und welche Unterstützung sie brauchen.

Es gab 2023 eine große mediale Diskussion zu diesem Thema. Deshalb haben einige Organisationen eine gemeinsame Stellungnahme verfasst.

Lesen sie hier die Stellungnahme:

Psychische und körperliche Folgen

Die psychische Erkrankung “Dissoziative Identitätsstörung“ ist Folge, und dient dem Überleben bei schwerer, lebensbedrohlicher Gewalt. Unerträgliche Erfahrungen werden abgespalten. Dies kann zur dauerhaften dissoziativen Spaltung der Persönlichkeit führen. Man geht von 1 – 3 % Betroffenen in der Bevölkerung aus. Frauen sind im Verhältnis von 9:1 häufiger betroffen als Männer. Die körperlichen und seelischen Folgen beeinträchtigen alle Lebensbereiche. Auch aus der Gewalt direkt und indirekt resultierende körperliche Erkrankungen und Verletzungen schränken die Teilhabe ein.

Herausforderungen im Hilfesystem

Für Betroffene dieser Gewaltform ist es besonders schwer, Schutz und angemessene Unterstützung zu erhalten.

Die komplexen Gewaltstrukturen und schweren Traumatisierungen erfordern ein spezifisches, interdisziplinäres Vorgehen. Berichte Betroffener und professioneller Unterstützer*innen, aber auch die Zahl von 476 (5%) der diesbezüglichen Anträge beim Fonds sexueller Missbrauch bis Januar 2018 beschreiben eindringlich die Notlage.

Ähnlich wie vor 30 Jahren beim Thema “Innerfamiliärer sexueller Missbrauch” gibt es sowohl gesamtgesellschaftlich als auch im psychosozialen Hilfesystem kaum Fachwissen über diese Art der Gewalt und deren Auswirkungen auf Betroffene. Dies führt dazu, dass Betroffene (insbesondere auf dem Land) kaum qualifizierte und effektive Hilfsangebote erhalten.

Wie wird das Projekt den aktuellen Problemen entgegenwirken?

  • mit einem qualifizierten Beratungsangebot für Betroffene und Unterstützer*innen
  • mit spezifischer Beratung für Betroffene
  • mit der Organisation und Durchführung von Fachfortbildung für Fachkräfte aller relevanten Professionen, die mit Betroffenen zu tun haben
  • mit dem Aufbau einer regionalen Vernetzungsstruktur zum Thema
  • mit dem Aufbau eines Facharbeitskreises zum Thema DIS für im Thema erfahrene Fachkolleg*innen

Seit Oktober 2022 arbeitet mit Dolly Tembaak eine erfahrene Violetta-Mitarbeiterin im Projekt, ab Oktober 2024 wird eine weitere Kollegin für 3 Projektjahre dazukommen.

Herzlichen Dank für die Förderung an

Violetta Dannenberg wird durch die Aktion Mensch gefördert.